Tagung in München

Bayerns Kliniken droht 2027 schwierigste Finanzlage

05. Dezember 2025 , 16:40 Uhr

Trotz Investitionen und Nachzahlungen: Warum Bayerns Krankenhausgesellschaft vor weiteren Standortschließungen und finanziellen Engpässen warnt.

Für viele Kliniken in Bayern dürfte es im kommenden Jahr eine finanzielle Verschnaufpause geben. Die Bundesregierung habe eine Nachzahlung organisiert, von der die Krankenhäuser profitierten, sagte der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG), Roland Engehausen, bei der Mitgliederversammlung der Organisation in München. 

Das Jahr 2027 könne dann allerdings die «schwierigste Defizitsituation aller Zeiten» bringen, warnte Engehausen. «Die Finanzierung der Krankenhäuser ist derzeit ein Jojo-Spiel.» Grund dafür seien Regelungen in der Krankenhausreform der Bundesregierung, die derzeit Schritt für Schritt umgesetzt wird. Hier müsse bei zahlreichen Details noch nachgesteuert werden, forderte Engehausen. 

Weitere Schließungen möglich

Der Umbau der Krankenhauslandschaft setze sich laufend fort, erklärt der BKG-Chef. Es werde in einzelnen Regionen «weitere Standortveränderungen, vielleicht auch Standortschließungen» geben. Die Konzentration von Leistungen auf bestimmte Häuser sei politisch gewollt, sagt Engehausen und es gebe dafür auch Gründe: «Die Konzentration macht teilweise ja auch medizinisch Sinn.» Sein Verband setze sich aber für eine flächendeckende Versorgung ein.

Keine Pleitewelle

Eine Pleitewelle unter den rund 300 Kliniken in Bayern, die zeitweise befürchtet worden war, ist nach Daten der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) bislang ausgeblieben. Nach Zahlen der DKG haben in Bayern seit 2022 neun Krankenhäuser mit elf Standorten einen Insolvenzantrag gestellt. Tatsächlich schließen mussten zwei Kliniken, neun insolvente Häuser sind auf anderen Wegen aus der Zahlungsunfähigkeit gekommen.

Unterstützung durch Staatsregierung

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) sagte den Kliniken im Freistaat ihre Unterstützung zu. Sie werde gemeinsam mit anderen Bundesländern weiter Widerstand gegen das Sparpaket leisten, mit dem Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) die Vergütung der Kliniken kommendes Jahr um rund 1,8 Milliarden Euro senken will. Warken will damit einen Anstieg der Krankenkassenbeiträge verhindern.

Bei den Zuschüssen für Investitionen stocke Bayern weiter auf, sagte Gerlach. Kommendes Jahr sollen 900 Millionen Euro fließen, nach 800 Millionen Euro in diesem Jahr. Die BKG fordert schon seit längerem mindestens eine Milliarde Euro für Investitionen. Man dürfe aber diese Gelder nicht isoliert betrachten, sagt der BKG-Chef Engehausen: «Wir haben inzwischen relativ viel Geld für die Investitionen in Steine, also in Baumaßnahmen. Aber die einzelne Behandlung ist nach wie vor unterfinanziert.»

Quelle: dpa

Bayern Gesundheit Krankenhaus

Das könnte Dich auch interessieren

21.11.2025 Länder gegen Klinik-Sparpaket – Gerlach will Nachbesserung Viele Krankenhäuser sind in finanziell desolater Lage. Doch die Bundesregierung will sparen, um die Kassenbeiträge nicht noch weiter steigen zu lassen. Die Länder leisten Widerstand. 04.12.2025 Mann kassiert 221.000 Euro für fiktive Covid-19-Tests Ein 33-Jähriger steht vor Gericht, weil er Geld für Tausende Corona-Tests kassiert haben soll, die es nie gab. Wie im Gerichtssaal nun über seine Verantwortung und mögliche Strafen diskutiert wird. 02.12.2025 Klage um möglichen Impfschaden - OLG verschiebt Entscheidung Eine Frau aus Oberfranken erkrankt nach einer Corona-Impfung schwer. Sie macht den Hersteller Astrazeneca verantwortlich und fordert Schmerzensgeld. Die OLG-Entscheidung verzögert sich. 02.12.2025 Ermittler sehen drastischen Anstieg bei Rezeptfälschungen Seit knapp zwei Jahren werden immer mehr gefälschte Rezepte in Apotheken eingelöst - und das liegt aus Sicht der Staatsanwaltschaft München I an ganz bestimmten Medikamenten.