Die Rolle der Justiz in der NS-Zeit, ihre handelnden Personen und die Folgen ihrer Entscheidungen sind bis heute nicht vollständig aufgearbeitet. Ein Forschungsprojekt am Landgericht Bayreuth will das ändern und hat sich mit Gesetzgebung und Rechtsprechung während der NS-Herrschaft auseinandergesetzt.
Auf einer Internetseite und auf interaktiven Stelen im Gerichtsgebäude sind die Forschungsergebnisse künftig für jeden und jede einsehbar. Während der NS-Zeit waren in Bayreuth ein Sondergerichtshof und ein Volksgerichtshof ansässig. So brachten die Beteiligten etwa ans Licht, dass im Februar 1945 Hunderte politische Häftlinge nach der Bombardierung des Berliner Volksgerichtshofs nach Bayreuth gebracht wurden.
Zu einer für den 14. April geplanten Erschießung aller in Bayreuth inhaftierten Gefangenen kam es demnach nur deshalb nicht, weil amerikanische Soldaten die Stadt am gleichen Tag erreichten.
Mehr als fünf Jahre haben Richterinnen und Richter des Landgerichts Bayreuth ehrenamtlich Hunderte Verfahren gesichtet, handelnde Personen identifiziert und den Umgang mit Justizunrecht analysiert. Auch Wissenschaftler der Universität Bayreuth waren an dem Projekt beteiligt. Jetzt wurde die Forschung in Beisein von Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) vorgestellt.