Schicksalsschlag

Tochter kämpft gegen Krebs: Diekmeier hat nur einen Wunsch

26. November 2025 , 10:30 Uhr

Monatelanger Kampf, Rückschläge, Hoffnung: Wie Ex-Profi Dennis Diekmeier als Vater und Ehemann alles gibt, um seiner schwer kranken Tochter Delani beizustehen.

In nur einem Jahr hat sich das Leben von Dennis Diekmeier und seiner Familie komplett verändert. Der Ex-Fußballprofi sammelte gerade seine ersten Erfahrungen als Trainer und lebte in einer «glücklichen Familie, alle waren gesund». Doch Ende Januar folgte eine Diagnose, die alles veränderte. Bei der ältesten Tochter Delani (14) wurde ein Tumor an der Nebenniere diagnostiziert. «Ab dem Moment ist eigentlich alles zusammengebrochen», sagt der vierfache Familienvater der dpa. 

Was seither folgte, waren Monate voller Ungewissheit – und eine scheinbar nie enden wollende Reihe an Rückschlägen. Zwar wurde der Tumor operativ entfernt, doch kurz darauf entdeckten die Ärzte Metastasen in beiden Lungenflügeln. «Die erste Chemotherapie hat nicht funktioniert, die zweite auch nicht, die erste Immuntherapie hat nicht angeschlagen – der Horror, diese Gefühle kann man gar nicht beschreiben», berichtet Dennis Diekmeier, dem die Zeit ohne Fußball «ehrlich gesagt auch wehtut». 

Ex-Profi wird als Vater und Ehemann gebraucht

Während er seine Erinnerungen schildert, wirkt der frühere Leistungsträger des Hamburger SV und Ex-Kapitän des SV Sandhausen den Umständen entsprechend gefasster als noch zu Jahresbeginn. Allerdings entscheidet sich während des Gesprächs fast 200 Kilometer entfernt der weitere Weg seiner Tochter. Denn Ehefrau Dana ist zu weiteren Untersuchungen mit Delani in Würzburg, der 36-Jährige sitzt daheim – und versucht das auszustrahlen, was ihn schon als Spieler ausgezeichnet hat: Auf dem Platz ging er stets voran, übernahm auch in schwierigen Phasen Verantwortung.

«Ich muss probieren, der positive, der starke Part zu sein», sagt er. «Das war im Sport so, und das versuche ich hier in der Familie auch. Es fühlt sich genau richtig an, jeden Tag als wichtiger Anker hier zu sein, um meine Familie komplett zu unterstützen.»

Delani weiß das zu schätzen, hatte Dennis Diekmeier kürzlich unter Tränen bei «Sport1» erzählt: «Wir saßen mal einen Abend zusammen, und sie sagte: ‚Papa, ich will einfach Danke sagen. Ich hatte 14 Jahre das schönste Leben.’» 

Neuer Zusammenhalt

Kleine Glücksmomente, die immer wieder eingestreut werden, helfen dabei zusätzlich: Nach einem Kurzurlaub in Dubai habe Delani «wie ausgewechselt» gewirkt. Hinzu kommen schöne Stunden im Stall bei ihrem Pferd, auf dem sie immer noch reitet, wenn es die Kraft zulässt, sowie die Zeit mit den Geschwistern. «Dion ist jetzt elf Jahre alt und ich glaube, er merkt das am meisten, was das für eine Situation ist», sagt Dennis Diekmeier. «Die anderen beiden verstehen es, aber ich glaube, sie wissen gar nicht, wie ernst es ist. Was aber manchmal süß ist: Die Kleinste kümmert sich oft um Delani, kommt zu ihr, bringt ihr die Kotztüte, bringt ihr dies und jenes. Alle helfen zusammen.»

Dieser Zusammenhalt hat es Mama Dana jüngst ermöglicht, für einen Abend dem Alltag zu entfliehen. «So ein Besuch ist fernab meines ganzen Jahres. Mal etwas Schönes anziehen, Make-up. Das kenne ich gar nicht mehr», sagte sie bei der sogenannten «Christmas Shopping Night» im Hamburger Alsterhaus der «Bild»-Zeitung. «Das geht natürlich nur, weil Dennis zu Hause ist. Und alle Aufgaben übernimmt. Wenn er noch im Fußballgeschäft wäre, wäre das nicht möglich.»

Planbar ist der Alltag jedoch schon lange nicht mehr. «Wir schauen von Woche zu Woche», so Dennis Diekmeier. Krankenhausaufenthalte wechseln mit Tagen zu Hause – und Momenten, in denen das Mädchen kaum von der Couch hochkommt. «Manchmal hat sie den ganzen Tag nur gekotzt», sagt der Vater.

Bewegende Worte von Jürgen Klopp

Die Eltern entschieden sich früh, öffentlich über die Krankheit ihrer Tochter zu sprechen. Dafür seien sie anfangs kritisiert worden. Doch Dennis Diekmeier ist davon überzeugt, dass es der richtige Weg war. «Der Zuspruch von Fans, Freunden und Bekannten ist Wahnsinn. Das gibt so viel Energie.» 

Erst vor wenigen Tagen richtete sich der ehemalige Liverpool-Coach Jürgen Klopp in einer bewegenden Videobotschaft an Delani: «Ich habe natürlich von deiner Geschichte gehört und ich bewundere dich für deine Kraft, Stärke und Positivität.»

Für die Teenagerin seien solche Botschaften besonders wertvoll – «von Mama und Papa hört man irgendwann nur noch das Gleiche», glaubt Dennis Diekmeier. Aber nicht nur der Gang an die Öffentlichkeit, auch der Austausch mit anderen betroffenen Familien helfe. «Viele buddeln sich ein – ich glaube, das ist ein falsches Signal», meint Dennis Diekmeier.

«Ich schaffe das»

Daher setzt sich die Familie intensiv für die Krebsforschung ein, hat mehrere Tausend Euro in ein experimentelles Medikament investiert, ein Spendenkonto eröffnet und wird von zahlreichen Clubs und Prominenten unterstützt. «Wir suchen immer irgendwo nach einem Strohhalm», sagt Dennis Diekmeier. Aufgeben war auch keine Option, als die zunächst behandelnden Ärzte die Tochter als Palliativpatientin einstuften. Das sei «heftig» gewesen, meinte der frühere Jugendnationalspieler. Aber sein Kind habe von Anfang an erklärt: «Mama, Papa, ich schaffe das.» Die Familie fand neue Mediziner.

Bald wird Delani 15 Jahre alt, ein Weihnachtsbaum steht schon jetzt ungeschmückt im Wohnzimmer der Familie. Von besinnlicher Stimmung kann aber keine Rede sein. Im Gegenteil: Dennis Diekmeier hat, nachdem am vergangenen Wochenende bei einem Spaziergang auch noch beide Hunde vergiftet wurden und einer der beiden Dalmatiner an den Folgen gestorben war, nur einen Wunsch. «Darüber brauchen wir ja gar nicht sprechen, wir sind froh, wenn das Jahr 2025 vorbei ist», sagt er zurückhaltend, und ergänzt nach einer kurzen Pause: «Es gibt nichts Wichtigeres, als dass Delani wieder gesund wird.»

Quelle: dpa

 

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