Not im Sudan

Unicef-Gesandter erschüttert über Gewalt im Sudan

12. November 2025 , 00:01 Uhr

Die Not im Sudan ist riesig. Der Unicef-Gesandte für das Land vergleicht die Lage mit dem Genozid in Ruanda 1994.

Der Sudan-Gesandte des UN-Kinderhilfswerks Unicef, Sheldon Yett, vergleicht die Lage im Sudan mit dem Genozid in Ruanda in den 1990er Jahren. «Vieles von dem, was in Teilen des Sudans gerade passiert, erinnert mich daran. Die Berichte über die Raserei. Die Freude am Töten», sagte er dem «Spiegel». «Es kommt zu gezielten Gewalttaten gegen verschiedene ethnische Gruppen.»

Yett fügte hinzu: «Die Berichte der Überlebenden sind erschütternd: Morde, Erpressung, Vergewaltigungen. Manche zahlen hohe Summen, um zu fliehen. Es herrscht ein völliger Zusammenbruch jeglicher Ordnung», sagte Yett, der eigenen Angaben zufolge den Völkermord in Ruanda in den 1990er Jahren miterlebt hatte. «Der Sudan ist ein Testfeld für moderne Kriegsführung.»

Seit mehr als zwei Jahren herrscht im Sudan Krieg zwischen dem Militär und der Miliz Rapid Support Forces (RSF). Laut Schätzungen sind in dem Konflikt 150.000 Menschen ums Leben gekommen. Anfang November eskalierte die Gewalt erneut, als die RSF die Großstadt Al-Faschir in Darfur eingenommen hatte. 

Die Lage in dem ostafrikanischen Land gilt als die aktuell größte humanitäre Krise der Welt. Beiden Seiten des Konflikts werden Kriegsverbrechen und schwerste Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen, was die Armee sowie die RSF bestreiten.

«Sie essen Gras und Tierfutter»

Yett sagte, noch immer seien in Al-Faschir rund 260.000 Menschen eingeschlossen, die nicht entkommen könnten. «Sie essen Gras und Tierfutter. Viele sterben an Hunger oder weil Medikamente fehlen.» Die Versuche, humanitäre Hilfe in Al-Faschir zu leisten, scheiterten regelmäßig, weil Fahrer und Lastwagen beschossen würden. 

Durch den Krieg ist der Sudan in Teilen von der Außenwelt abgeschnitten. Unicef ist eine der wenigen Organisationen, die noch vor Ort Hilfe leisten.
In Ruanda hatten Hutu-Milizen bei 1994 innerhalb von nur 100 Tagen mindestens 800.000 Angehörige der Tutsi sowie gemäßigte Hutu ermordeten.

Quelle: dpa

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