Prozess

Verfahren gegen Oliver Pocher eingestellt

04. Dezember 2025 , 19:28 Uhr

Oliver Pocher hatte einer Influencerin in Videos vorgeworfen, sich im Internet positive Reaktionen erkauft zu haben - und musste deshalb vor Gericht.

Das Kölner Amtsgericht hat ein Verfahren gegen Oliver Pocher wegen übler Nachrede vorläufig eingestellt. Der Komiker soll 15.000 Euro an gemeinnützige Einrichtungen zahlen. Darauf einigten sich Pocher, die Staatsanwaltschaft und die Richterin in einem Rechtsgespräch.

Pocher war wegen Äußerungen in zwei Videos aus dem Jahr 2020 angeklagt. In seinem Format «Bildschirmkontrolle» hatte er behauptet, dass sich die Influencerin Anne Wünsche positive Beiträge für ihr eigenes Social-Media-Tun erkauft habe – darunter 96.000 Herz-Emojis. Pocher hatte sich dabei auf die Angaben eines Informanten verlassen, ohne diese zu überprüfen. 

Angaben eines Informanten ungeprüft übernommen

Pochers Verteidiger sagte, sein Mandant habe die Behauptungen bedauerlicherweise nicht ausreichend nachrecherchiert. Der Comedian stimmte der Einstellung des Prozesses zu: «Bitte einfach beenden», sagte er vor Gericht. 

Zuvor war in dem Fall ein Strafbefehl zur Zahlung von 15.000 Euro gegen Pocher erlassen worden. Weil der 47-Jährige dagegen Einspruch eingelegt hatte, kam es nun zum Strafprozess.

Pocher wollte Strafbefehl nicht akzeptieren

Er habe den Strafbefehl nicht als angemessen angesehen, sagte Pocher am Rande des Prozesses. Die Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung dieser Summe sei für ihn dagegen okay. «Bevor ich 15.000 in die Staatskasse zahle, zahle ich das lieber für einen guten Zweck. Dann haben alle noch zu Weihnachten was davon, und dann ist es auch beendet.»

Durch die Einstellung nach Paragraf 153a der Strafprozessordnung wird laut Gericht eine ansonsten unverhältnismäßig lange Verfahrensdauer abgekürzt. Wenn Pocher das Geld innerhalb von drei Monaten zahlt, wird das Verfahren endgültig eingestellt. Er gilt damit nicht als vorbestraft. 

Influencerin Wünsche zeigt sich erleichtert

Nach der Verfahrenseinstellung meldete sich Influencerin Wünsche zu Wort. «Ich bin froh und erleichtert, dass die Wahrheit am Ende gesiegt hat», erklärte sie in einem von ihrem Anwalt erstellten Schreiben. Pochers Zahlung an gemeinnützige Einrichtungen begrüße sie. Der Betrag von 15.000 Euro stehe aber in keinem angemessenen Verhältnis zum verursachten Schaden. Sie fügte hinzu, dass Pocher weder Einsicht gezeigt noch Verantwortung für sein Handeln übernommen habe. Er habe sich auch nicht bei ihr entschuldigt, was nach fünf Jahren Rechtsstreit der Anstand geboten hätte.

«Ich habe mir schon gedacht, dass Oliver Pocher in der Strafsache mit einem blauen Auge davonkommen wird», wird Wünsche in dem Schreiben zitiert. «Dennoch habe ich für meine Rechte gekämpft, auch damit in Zukunft andere Opfer medialer Hetze ebenso den Mut aufbringen und sich wehren, egal wie prominent der Täter ist.»

Juristischer Streit läuft auf mehreren Ebenen 

Zu dem fünf Jahre zurückliegenden Fall gab es seitdem juristische Auseinandersetzungen auf verschiedenen Ebenen zwischen Pocher und Wünsche. Zuletzt erzielte die Influencerin in einem Zivilprozess vor dem Hamburger Landgericht einen Teilerfolg.

Laut Urteil darf Pocher seine Aussagen zu angeblich gekauften Followern nicht wiederholen – ansonsten müsste er ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro zahlen. Eine Schadenersatzforderung Wünsches wies das Hamburger Landgericht jedoch ab.

Quelle: dpa

 

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