Ungewöhnliches Sportgerät

Wie ein Rad aus der Rhön vor 100 Jahren in die Welt rollte

02. Dezember 2025 , 07:12 Uhr

Ein Schlosser erinnert sich im Gefängnis an seine Kindheit. Er erfindet ein Sportgerät, das heute deutsche Athleten an die Weltspitze bringt.

Das Rhönrad feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag. Die Entstehungsgeschichte ist so außergewöhnlich wie das Gerät selbst: Otto Feick, ein Pfälzer Schlosser, soll die Idee während seiner Haft in einem Mainzer Gefängnis entwickelt haben. Dort erinnerte er sich an ein Spielzeug seines Großvaters – zwei Stahlreifen, verbunden durch Querstreben, mit denen er als Kind Hänge hinunterrollte, wie Rhönrad-Expertin Anita Zirkelbach erzählt.

Nach seiner Entlassung zog Feick mit seiner Frau Pauline in deren Heimatort Schönau in der Rhön und gründete eine Metallwerkstatt. Dort entstand das Rhönrad, das er nach seiner neuen Heimat benannte. Mit einer «Mustergruppe» aus Turnerinnen und Turnern tourte Feick durch Varietés in Deutschland und Europa – sogar bis in die USA. Doch die aufwendigen Tourneen verschlangen Geld, viele Interessenten kauften das Gerät nicht. Feick verkaufte später sein Patent, 1959 starb er verarmt in Schönau.

Dort bewahrt Zirkelbach heute den Nachlass des Erfinders. «Schönau ist stolz auf den Erfinder aus dem Ort», sagt sie. 

Deutsche Athletinnen und Athleten gehören im Rhönradturnen zur Weltspitze. «Rhönradturnen verlangt eine außergewöhnliche Kombination aus Kraft, Balance, Körperspannung, Orientierungssinn und Beweglichkeit», erklärt Ella Köhler vom Deutschen Turnerbund (DTB). In der Öffentlichkeit findet die elegante Sportart jedoch nur wenig Beachtung.

Quelle: dpa

 

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